INHALT
Ida lässt alles hinter sich: Mit nicht viel mehr als dem alten Koffer ihrer Mutter, ein paar Lieblingsklamotten und ihrem MacBook verlässt sie ihre Heimatstadt – und das vielleicht für immer. Abschiednehmen liegt ihr nicht, daher lässt sie ihre Heimatstadt Berlin schnell hinter sich. Ihre Mutter wurde vor zwei Monaten beerdigt, und zur Beerdigung konnte sie nicht. So viel zum Thema Abschiednehmen. Am Bahnhof entscheidet sie sich für den Zug, der am weitesten fährt, und landet ohne Plan auf der Insel Rügen, fernab ihrer Schwester Tilda in Hamburg. Dort trifft sie auf Knut, den Besitzer einer Kneipe, und seine Frau Marianne, die Ida spontan bei sich aufnehmen. Gemeinsam frühstücken sie, walken durch die Wälder und spielen alle vorhandenen Spiele, während Ida abends in der Kneipe aushilft. Das Leben scheint auf einmal erträglicher zu werden, vor allem als sie Leif kennenlernt, der ebenfalls seinen eigenen emotionalen Ballast trägt. Doch der Schein trügt, und Ida merkt, dass ihre Geschichte in Berlin noch nicht zu Ende ist.
"Manchmal ist es mir peinlich, dass ich so ausraste, dass ich so dramatisch bin. Und manchmal frage ich mich, woher das kommt, auch wenn ich natürlich weiß, woher das kommt. Eigentlich ist es mir auch nicht peinlich. Das, was da aus mir rauskommt, ist ja echt. Aber es erschreckt mich selbst." - S. 127
BEWERTUNG
Windstärke 17 ist der Nachfolger von 22 Bahnen, und während ich vom ersten Band nicht überzeugt war, haben mich die Geschichte um Ida und Tilda und der Schreibstil von Carolin Wahl so sehr beschäftigt, dass ich zum zweiten Band gegriffen habe – und ich wurde nicht enttäuscht. Da Ida kein Fan von Abschiednehmen ist, erlebt man einen schnellen Kulissenwechsel, der direkt zu Beginn der Geschichte stattfindet. Zusätzlich ist Ida sehr überfordert, und das Chaos in ihrem Kopf bleibt kein Geheimnis, was viel Dynamik in die Geschichte bringt.
Als Leser bekommt man auf jeder Seite intensive Einblicke in ihre Gefühlswelt und lernt Ida besser kennen und lieben. Die Beschreibungen von Ida, die Bedeutung, die sie dem Meer zuschreibt, aber auch die Beziehung zu den einzelnen Charakteren haben mich zu Tränen gerührt, mich schmunzeln lassen und mich zum Lachen gebracht. Das Buch ist mit 253 Seiten nicht dick, aber dennoch sammelt Ida nicht nur reichlich Erkenntnisse, sondern wirkt auch zunehmend reifer, ihr Blick auf gewisse Dinge verändert sich, und das war als Leser besonders spannend mitzuerleben. Ich hätte Ida an manchen Stellen am liebsten in die Arme geschlossen.
Besonders das Thema Trauerbewältigung fand ich sehr gelungen, dennoch hätte ich mir gewünscht, dass das Thema Trauer noch intensiver behandelt wird. Es ist zwar ein essenzieller Bestandteil der Geschichte, aber in Hinblick auf Ida und ihre Mutter war mir das Thema dann am Ende doch zu schnell abgehandelt. Vielleicht passt es auch zu der Ida, die sie am Ende des Buches war, aber ich hätte mir eine tiefere Auseinandersetzung mit Idas Schmerz gewünscht. Gerade bei so einem emotionalen Thema bleibt das Buch für meinen Geschmack etwas zu oberflächlich.
FAZIT
Windstärke 17 ist eine klare Steigerung zu 22 Bahnen. Die ruhige, aber sehr bildhafte Sprache und die gekonnte Verknüpfung zwischen Idas innerer Reise und dem Meer machen das Buch zu einem schönen Leseerlebnis, das mich zu Tränen gerührt hat. Auch wenn ich mir mehr Tiefe in der Auseinandersetzung mit Idas Trauer gewünscht hätte, hat mich das Buch berührt und wird mir noch lange im Gedächtnis bleiben. Ich freue mich auf weitere Werke der Autorin und bin gespannt, welche Bücher in Zukunft folgen.
Wer emotionale, tiefgründige Geschichten schätzt, wird mit Windstärke 17 ganz sicher eine berührende und bewegende Lektüre finden.
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Huhu,
AntwortenLöschenkrass, dass ich deinen Blog vor deinem Kommentar bei mir nie gefunden habe ;-) Du hast es super schön hier, da werde ich definitiv öfter vorbeischauen!!!
"Windstärke 17" steht genau wie "22 Bahnen" noch auf meiner Wunschliste - schön zu sehen, dass es dir gefallen hat!
Liebe Grüße
Sophia