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Crushing (Genevieve Novak)

»Ich bin ... so wütend auf so viele Menschen«, gestand ich ihr stattdessen, weil es die Stunde der Wahrheit war. »Und ich weiß nicht, wie ich damit aufhören kann, weil sie keine Vergebung verdienen.« » Aber du schon?« - S. 340 

Crushing war das erste Buch, das ich von Genevieve Novak gelesen habe und leider konnte mich der Roman nicht wirklich überzeugen. Am Ende sind es für mich daher nur zwei Sterne geworden. Ich wollte das Buch wirklich lieben, aber konnte es einfach nicht.

Meine Aufgabe war es, sie zu unterstützen. Denn wir sehen immer nur, was wir sehen wollen, und das ist sowohl ein Geschenk als auch ein Fluch. - S. 301 

Der Schreibstil war ein Pluspunkt, denn ich habe das Buch innerhalb von wenigen Tagen beendet. Doch die Geschichte selbst hat mich fast durchgehend frustriert. Vor allem mit Marnie, der Protagonistin, bin ich gar nicht warm geworden. Sie wirkt sehr unreif für ihr Alter und gleichzeitig selbstgerecht. Eine Figur, bei der ich viel Mitgefühl hätte empfinden können, wenn sie nicht ständig in ihren eigenen Widersprüchen versunken wäre. Dass sie einerseits andere für ihre Co-Abhängigkeiten kritisiert, sich selbst aber nicht im Entferntesten reflektiert, hat mich nur genervt. Von Anfang an waren Marnie und Isaac für mich wandelnde Red Flags und leider hat sich dieser Eindruck im Laufe des Buches nur bestätigt. Ihre „große Erkenntnis“ am Ende war ein bisschen Selbstreflexion bzw. Nachdenken, Hund anschaffen usw... Wirkte aufgesetzt, weil die Entwicklung keinen Platz im Buch gefunden hat. 

So ist das mit den Fantasien. Die Realität macht sie kaputt. Ich war nicht siegreich in einer güldenen Welt unbegrenzter Möglichkeiten erwacht. - S. 273 

Meiner Ansicht nach hätte das Ende 100 Seiten mehr gebraucht, damit man ihre Entscheidungen nachvollziehen kann und auch ihren Entwicklungsprozess verfolgen kann. Als Leserin verfolgt man hingegen nur ihre Fehltritte und das Verurteilen von den Entscheidungen anderer. Nach dem Klappentext habe ich eine ganz andere Geschichte erwartet als die, die ich letztendlich gelesen habe.  

Nachdenken hatte mich immer nur verbogen, mich in unentschuldbare Situationen gebracht, meine Freundschaften zerstört und mein Leben ruiniert. Nachdenken konnte nichts in Ordnung bringen. Aber wisst ihr, was? Ein Körper konnte es. - S. 237 

Viele Nebenfiguren hatten deutlich mehr Potenzial, aber sie verschwanden zu oft im Hintergrund, weil es eben nur Nebenfiguren waren. Gerade Claud und Nicola fand ich spannender als Marnie selbst. Und trotzdem gab es für mich am Ende eigentlich nur eine Figur, die ich wirklich mochte und das war Sam.  Zu wenig für einen Roman, der fast ausschließlich von seinen Charakteren und deren Entwicklung lebt.

Auch die Struktur des Buches hat mich enttäuscht: ein starker Beginn, der mich sofort in den Bann gezogen hat, dann eine langen, ermüdender Mittelteil, der sich wie ein endloses Kreisen im Selbstmitleid anfühlte und schließlich ein Ende, das zwar fast schon berührend war, aber das holprige Leseerlebnis davor nicht mehr retten konnte. Das Ende kam nämlich viel zu schnell und war genauso schnell wieder vorbei.

Wie ein hilfloses Kleinkind ließ ich mich sanft von ihr in den Armen wiegen und gab mich all den Träumen hin, die mit einem Mal gestorben waren. - S. 13 

Crushing hat mir gezeigt, dass Genevieve Novak eine Autorin mit einem flüssigen Schreibstil ist, der Lust macht weiterzulesen und mich in seinen Bann ziehen kann, aber inhaltlich war dieses Buch für mich ein Reinfall. Ihr Buch Okaye Tage steht trotzdem weiterhin auf meiner Wunschliste, weil ich hoffe, dass Novak mich mit diesem Roman noch überzeugen kann. 

Wir fühlten beide das Gleiche, auch wenn wir nicht in der gleichen Situation waren. Wir hatten beide das Gefühl, durch eine Glasscheibe auf unser Leben zu blicken. - S. 124 

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